Jan Wagner & Tobias Preisig live im Berliner PlanetariumPiano, Geige und elektronischer 3D-Sound unter Sternen

Spherea Tobias Preisig Jan Wagner Lead

Am Sonntag findet mit „Spherea“ ein Event in Berlin statt, das einmal mehr unter dem Schlagwort „3D-Sound“ von sich reden macht. Jan Wagner und Tobias Preisig eröffnen die als Serie konzipierte Veranstaltung mit einem Doppelkonzert. Dabei stehen Piano und Geige, also zwei klassische Instrumente, im Zentrum einer Klangwelt, die beide Künstler mit Effekten, sanften Subs und Synth-Einlässen auf ganz unterschiedliche Weise vervollständigen. In Zusammenarbeit mit den „Spherea“-Initiatoren vom Spatial Media Lab wurde wochenlang umarrangiert, ausprobiert und am Mix gefeilt, denn es gilt das Potenzial des 50 Speaker starken Ambisonics-Systems in der Kuppel des Zeiss Großplanetariums auszuschöpfen.

Wir verlosen 2x2 Tickets.

In Berlin ist in den letzten zwei, drei Jahren in Sachen dreidimensionaler Sound so einiges auf die Beine gestellt worden. Im Funkhaus gibt es das Monom (wir berichteten hier und hier), und auch das Institute for Sound and Music hat mit dem Hexadome und einem eher musealen und doch zeitgenössischem Auftreten im Martin-Gropious-Bau für Furore gesorgt – nicht zuletzt dank prominenter Künstler wie Brian Eno und Holly Herndon (wir berichteten hier und hier).

„Spatial music is composed music that intentionally exploits sound localization.“ Wikipedia

Nun macht sich mit dem Spatial Media Lab ein neuer Akteur auf die Suche nach dem besten Raumklang-Erlebnis der Hauptstadt. Die Partnerschaft mit dem Planetarium ist dafür sicher nicht die schlechteste Grundlage, weil hier nicht nur 360° Visuals und Sterne in die Kuppel projiziert werden können, sondern mit 50 Lautsprechern und acht Subwoofern auch eine fest installierte Ambisonics-Anlage vorhanden ist – deren Möglichkeiten bislang nur einfach nicht bzw. kaum genutzt wurden.

contentious constant 2018 spatial media lab

Contentious Constant 2018, das erste Projekt, an dem das SML offiziell mitwirkte. Foto: ©Mihaly Podobni fenytkepezo.tumblr.com

Das soll sich mit Jan Wagner am Piano und Tobias Preisig an der Geige ändern. Ersterer veröffentlicht am 20. März sein zweites Album „Kapitel“ auf Quiet Love Records. Die letzten Monate hat er damit verbracht, das gleichermaßen auf Piano wie Elektronik fußende Werk zu zerpflücken und im Sinne des anstehenden Live-Settings neu zu arrangieren und abzumischen. Während die Bühne noch verhältnismäßig neues Terrain darstellt, beweist Jan Wagner seine Fähigkeiten schon seit langem in den Studios und Ableton-Projekten zahlreicher Künstler: Fast zehn Jahre lang arbeitete er mit Hans-Joachim Irmler in dessen Faust-Studio, auch Judith Holofernes und Pola-Roy holten ihn ans Studiopult und nicht gerade wenigen Platten im Berghain-Hause Ostgut Ton hat er den letzten Schliff verpasst. Er war auch für die Produktion des Soloalbums „Diver“ seines Konzertpartners Tobias Preisig verantwortlich, das bereits im November 2019 erschien und an diesem Abend auf die Bühne gebracht wird. Bei ihm ist die Geige mit voluminöser Elektronik unterlegt, wobei sowohl Stil als auch Sound ebenso wenig mit orchestralem Gleichmut wie virtuoser Raserei zu tun haben.

Wir verlosen für den Abend im Planetarium 2x2 Tickets. Eine Mail an [email protected] und mit ein bisschen Glück seid ihr dabei. Es empfiehlt sich nicht zu spät zu kommen, denn nach Beginn um 21 Uhr ist kein Einlass mehr möglich. Tickets bekommt ihr außerdem auf der Website des Planetariums oder an der Abendkasse. Der reguläre Eintritt beträgt 16 €. Das ermäßigte Ticket für u.a. Schüler und Studenten kostet 12 €.

EDIT: Die Verlosung ist bereits beendet.

Das Spatial Media Lab, bestehend aus gerade mal einer Handvoll junger Menschen mit intensiver und zumeist auch beruflicher Verbindung zu Audio und musikalischen Kontexten, ist ein ambitioniertes Freizeitprojekt mit Open-Source-Mentalität. Es geht darum, Wissen und Erfahrungen zu sammeln und zu teilen, Künstlern wie Zuschauern einen Zugang zu räumlich erfahrbarer Audio- und Musikproduktion bzw. -rezeption zu ermöglichen. Auch weil da – nach eigener Aussage – noch deutlich mehr drin ist, als bislang.

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